Großbrand auf der Adolfshütte
In 1939, bei Beginn des 2. Weltkrieges, betrug die Anzahl der Arbeitnehmer der Adolfshütte 1078.
Die Markenartikel des Unternehmens waren im In- und Ausland bekannt.
Aber der Krieg brachte eine völlige Umstellung.
Die Friedensfertigung musste auf Heereslieferungen umgestellt werden.
Gefertigt wurden während des Krieges:
Gußstahlgranaten, Wurfgranaten, Fliegerbomben, Teller- und Riegelminen, Magazine für Maschinenpistolen und Teile der V1.
Dazu kam die Einberufung von bewährten Arbeitskräften zum Kriegsdienst.
Ersetzt wurde diese zum Teil durch Kriegsgefangene und ausländische Zivilarbeiter.
In dieser Situation wurde das Werk 1942 von einem Großbrand heimgesucht.
Ein Rundschreiben der Direktion gibt hierzu genaue Daten:
Schadensfeuer Adolfshütte
Direktion 24.03.1942
Das Werk Adolfshütte wurde in der Nacht vom 23. zum 24. März d. J. durch ein größeres Schadensfeuer heimgesucht.
Wir geben Ihnen darüber folgenden Bericht:
1)Gegen ½ 10 Uhr abends bemerkte ein mit der Essenausgabe beschäftigter KriegsgefangenerMit dem Näherrücken der Front erfolgten dann ab 1944 gezielte Großangriffe auf das Werk,
im nördlichen Magazingebäude Rauch- und Feuererscheinungen.
Er alamierte sofort den Wachhhabenden, der seine vorhandene Wachmannschaft
sowie einige Gefangene zur Bekämpfung des Feuers einsetzte.
Das Feuer war im mittleren Stockwerk ausgebrochen.
Der Brandherd konnte auf dem Weg zum Gebäude nicht mehr erreicht werden,
da die Gebäude schon weitgehend verqualmt waren.
Der Unteroffizier der Wache versuchte trotzdem weiter vorzudringen,
musste aber wegen eingetretener Ohnmacht von einem Kameraden von der Stelle geschleppt werden.
Zwischenzeitlich war der Nachtwächter verständigt worden,
der den Betriebsführer, Herrn Rolfes, sofort telefonisch davon in Kenntnis setzte.
Dieser forderte sofort telefonisch unter dem Stichwort "Großfeuer" die Feuerwehren von Niederscheld und Dillenburg an
und veständigte den Kreisbrandmeister in Herborn.
Bis zum Eintreffen der Wehren wurden sämtliche vorhandene Mitglieder des Werksschutzes
und die in der Nähe befindlichen Löschmittel,
einschließlich der im Werk stationierten Motorspritze zur Bekämpfung des Brandes eingesetzt.
Dieses gestalte sich deshalb schwierig, weil das Feuer nur von außen bekämpft werden konnte.
Die Flammen griffen jedoch sehr rasch auf die Dächer des anschließenden Hauptmagazins
und von da auf die Dächer der Ofen- und Herdfabrik über.
Sämtliche Wehren der Umgebung, einschließlich der Berufsfeuerwehr von Siegen wurden nach und nach eingesetzt.
2)Wenn auch erhebliche Materialwerte zerstört wurden -
außer dem Magazingebäude und den Dächern der anschließenden Gebäude, Vorräte, die Maschinen der Ofenguß-Bohrerei,
das allgemeine Materiallager mit Reserve-Motoren, Reserve-Maschinen, usw. und viele Einbaumaterialien,
sodass wir den Schaden auf über 1 Million Reichsmark schätzten
- ist doch vor allem durch den guten Bau der Gebäude kein Menschenleben zu beklagen.
3)Unversehrt ist, was wir als besonders bedeutungsvoll hervorheben,
die gesamte Kraftzentrale, die Gießerei und Putzerei, die Heeresfertigungs-Werkstätten,
das Emaillierwerk I und II , Stanzerei, Herdschlosserei, Modellwerkstatt, Betriebsschlosserei und Werkzeugmacherei.
4)Für die vorliegenden Aufträge, die in den unversehrt gebliebenen Werkstätten erledigt werden können,
werden die Gefolgsschaftsmitglieder voll benötigt,
soweit sie nicht vorübergehend in den nächsten Tagen
zwangsläufig noch zu den Aufräumungsarbeiten herangezogen werden müssen.
Freischichten entstehen nicht. Der Produktionsausfall selbst kann als unbedeutend angesehen werden.
5)Alle in Frage kommenden Dienststellen der Wehrmacht und des Staates
sowie die in Frage kommenden Versicherungsgesellschaften wurden ordnungsgemäß benachrichtigt.
sodaß beim Einmarsch der Amerikaner das Werksgelände der Adolfshütte ein einziger Trümmerhaufen war.
Plünderungen von der Zivilbevölkerung vollendeten das Werk der Vernichtung.
Bernhard Rolfes, 350-Jahr-Feier, 1957:
"Man hat sich damals überlegt, ob man das Werk überhaupt noch einmal an derselben Stelle aufbauen sollte.
Dunkel lag die Zukunft vor allen.
Doch die Unternehmer beschlossen den Wiederaufbau an gleicher Stelle
und so sah man nach kurzer Zeit fleißige und hungrige Menschen an der Arbeit.
Material gab es nicht viel, aber die Trümmer bargen noch manches Brauchbare.
In wenigen Räumen, ganz behelfsmäßig, begann man zu produzieren.
Doch vorerst noch keine Öfen und Herde, sondern aus Teilen der V1 Fleischmulden,
und aus Tellerminen Wärmflaschen.
Weiterhin Bratpfannen, Kaffeesiebe und große Küchensiebe.
Noch immer lag keine offizielle Genehmigung zur Wiederaufnahme des Betriebes vor.
Diese ging erst am 25. März 1946 ein".
Neue Bauten wurden erstellt, und im Februar, bzw. Juli 1948 konnten Herr Blum und Bernhard Rolfes
mit Erlaubnis der Besatzungsmacht regulär in die Leitung des Unternehmens zurückkehren.
Quelle:
Chronik Niederscheld
Protokolle der Adolfshütte (Rein)
FEW 350 Jahrfeier, 1957