In Niederscheld gab es ein Siechenhaus
Im Jahr 1472 ist man in Niederscheld mit dem Bau eines Siechenhauses fertig geworden.
Es waren schlimme Pestzeiten, wie anno 1455. Der Tod hielt reiche Ernte.
Und die, welche übrig blieben, waren krank und voller Angst.
Hier hatten nun die Schwachen und Kranken oder die von einer Seuche befallenen Leute eine Bleibe.
Die Siechenhäuser lagen aus Furcht vor Ansteckung etwas außerhalb der Ortschaft,
aber zumeist an Straßen, um vorbeiziehende Leute um milde Gaben bitten zu können.
Das Niederschelder Siechenhaus lag in der Nähe der Straße von Dillenburg nach Herborn,
im Gebiet des heutigen Bahnhofes Süd. (Nähe Dillbrücke, am rechten Dillufer).
Nur noch die Flurnamen "Siechenhausgärten" erinnert an seine Existenz.
Zu einem Siechenhaus gehörte zuweilen auch ein Stück Acker- oder Gartenland.
1591 heißt es in einem Bericht des Heimbergers an den Amtmann,
ein Uckersdorfer Bürger habe eine "sieche Fraw umb Gotteswillen eine Nacht beherberget"
und bitte um deren Aufnahme in das Schelder Siechenhaus.
Dabei sei zu sagen:
"Die sieche Fraw ist von Ottersbergk und berichten Heimberger und Geschworene von Uckersdorf,
das sie eine sehr gebrechliche und krangke Person seye,
die von Nothwegen wartung haben muß.
Dieweil denn in diesem Siechenhaus itzo allhier Niemant ist, der ihr warten kann,
als deucht michs am Besten seyn, das man sie zu Schelt in das Siechenhaus thut,
und den siechen Leuthen bevehle, das sie zum Besten of sie warten,
denn ich halten Nichts davon, das sie lange leben werde".
1611 heißt es in den gräflichen Renteirechnungen:
"Den Siechenhausen zu Niederschelt hat mein gn. Herr jährlich 4 Gulden verordnet".
Das Siechenhaus hat lange bestanden; noch im Jahre 1670 wird es erwähnt.
In einer Eingabe an den Fürsten aus diesem Jahre bittet nämlich die Gemeinde
"in Betrachtung der großen Beschwerung durch das Siechenhaus"
um Ermäßigung der Contribution.
Die Gärten und das Siechenhaus waren Eigentum der Schelder Kapelle und wurden zur Nutzung an die Ortsbürger verteilt.
Quelle:
Chronik Niederscheld
(Nix, 1927 und Brück, 1966)