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Mord(s)geschichte
Der Name Mordgeschichte stammt noch von den Moritaten her,
die man früher singend, unter Verwendung von Bildern, vorgetragen
hat.
Eine Moritat berichtet von geschichtlichen oder sensationellen Begebenheiten,
vor allem Räuber und Mordgeschichten.
Bekannt ist unter anderem die Geschichte vom "Schinderhannes".
Irgendwann im Laufe der Zeit ist dann aus Mordgeschichte die "Mordsgeschichte"
geworden.
Wie dem auch sei, die Mordsgeschichte ist bekannt für allerlei
"Sinn und Unsinn".
Am Montagmorgen zu Nachtschlafender Zeit sind die Mitglieder der Mord(s)geschichte
unterwegs,
und ziehen durch die Strassen von Scheld.
Sie verlangen von den vorbeifahrenden Fahrzeugen einen Wegezoll.
Dieser wird dann am Abend in "flüssig Brot" eingetauscht.
Außerdem gestalten sie jedes mal einen eigenen Wagen für
den Festzug.
Der Wagen hat immer ein anderes Thema.
1951 beispielsweise hatten sie eine "Entnazifizierungsmaschine"
gebaut,
und 1953 die "Europa-Armee" auf Korn genommen.
Ein beliebtes Thema ist die "Weibermühle",
in welche man oben die alten Weiber reinsteckte,
und unten dann junge und hübsche Mädchen rauskamen.
1957 gab es eine Maschine die aus Scheldewasser ein Bier entstehen
lies.
1961 wurde das Schelder Schwimmbad aufs Korn genommen.
1965 haben sie sich in historische Kostüme gezwängt, und
gezeigt wie die "alten Schelder" gelebt hatten.
Bei allen Umzügen verteilen sie kleine Verse und Gedichte und
sammeln dafür Geld, was am Abend dann in "spezielle Getränke"
umgesetzt wird.
Etwa eine Woche vor Beginn der Kirmes kommen die 8 ältesten dann
vorbei,
und besichtigen den Wagen der Mordsgeschichte.
Hierbei wird schon mal recht ausgiebig gefeiert.
Seit 1961 wird auch die sogenannte "Kirmesbeerdigung" zelebriert.
Hierbei geht die Mordsgeschichte am Kirmes-Dienstag unter anderem
durch die Schelde.
Dabei sind sie in Schlafanzügen mit stinkendem Fisch und Bollerwagen
unterwegs
Die genauen Gründe warum es gerade auf diese Art und Weise geschehen
muß ist mir (noch) nicht bekannt.
Getreu dem Motto:
-
Alkohol und Nikotin rafft die halbe Menschheit hin,
aber ohne Bier und Rauch sirbt die andere Hälfte auch.
Quelle: Geschichte und Schicksal eines hessischen Dorfes. / A.W.Brück