Die Regenten unserer Heimat
Einleitung:
Das deutsche Reich, der vorwiegend germanische Teil des Kaiserreichs Karls d. G. (814 +),
war dreißig Jahre nach seinem Tod endgültig verteilt.
Es umfasste vier, später fünf Herzogtümer, darunter befand sich Franken.
Ein gewählter König, der in der Mitte des 10. Jahrhunderts die Kaiserkrone erhielt, (Otto I, gekrönt 962) war sein Haupt.
Die Grafschaft Nassau entstand aus dem Zerfall des "alten Herzogtums Franken".
Es entstand aus den Teilen einiger alter Gauen, in die das fränkische Reich aufgeteilt war.
Der wichtigste Gau, aus dem später das nassauische Land entstanden ist,
ist der Lahngau, der in Ober- und Niederlahngau geteilt war.
Aus dem Oberlahngau entwickelte sich im 11. Jahrhundert ein Haiger-Gau,
später Haiger-Mark genannt und weiterhin eine Herborner Mark.
(Aus diesem Gebiet entstand der Kern der späteren nördlichen Nassauer Lande).
In beiden Marken hatte sich der alteingesessene Landadel,
der aus dem vom König hier eingesetzten freien Bauern hervorgegangen war,
wie die Adligen von Dernbach, von Wilnsdorf, von Bicken, von Haiger
eine auf ausgedehnten Grundbesitz beruhende Machtstellung erworben.
Mit oder ohne Unterstützung des Kaisers strebten die adligen Geschlechter danach,
ihre Gebiete zu vergrößern, sich so selbständig wie möglich zu machen
und die Schwächsten unter ihre Gewalt zu bringen.
Im Lahngebiet und Umgebung gelang dies dem Grafengeschlecht von "Nassau".
Die bedeutungsvollste Auseinandersetzung zwischen dem Landadel und dem Hause Nassau ist die sogenannte "Dernbacher Fehde"
(dauerte von ca. 1230 bis um 1333).
Die Grafen von Nassau hatten bereits um 1150 über Teile des Siegerlandes mit der Stadt Siegen die Landeshoheit.
Die beiden Marken im Haigergau (Haiger und Herborn) waren als Afterlehen (Lehen aus zweiter Hand) von der Pfalz
und Hessen an die Grafen von Nassau übergegangen.
In der Nähe dieser Gaue lagen noch verschiedene andere, die ihren Tribut an "Nassau" gezahlt haben.
Die Grafen versuchten ihre Gebiet nicht nur auszubreiten, sondern auch abzurunden
und sich auf keinen Fall ihre einmal erworbenen landesherrlichen Rechte durch den Landadel schmälern zu lassen.
Haiger, Herborn, Siegen und Wetzlar waren bereits mehrere Jahrhunderte alt,
und auch Orte der nächsten Umgebung wie Feldbach, Schelt, Burg, Donsbach, Ballersbach, Bicken und Sinn in Urkunden erwähnt,
ehe der Name Dillenburg ins Licht der Geschichte rückt.
"An der Grenze der beiden Marken gelegen, übernahm die neue Burg die Rolle der beiden alten Mittelpunkte Haiger und Herborn
und verband so das ganze obere Dillgebiet zu einem einheitlichen Ganzen.
Die Dillenburg "auf der eminenten Bergspitze, die in drei Thäler schauet",
bildet für jetzt und die Folgezeit "die Schutzwehr für das noch nicht lange dem Nassauer Grafenhause angefallene Land".
"Für die Standortwahl der Dillenburg dürfte die Beherrschung einer Dillfurt,
über die die Schelderwald-Straße mit der Straße Haiger-Herborn
und über die "alte Rheinstraße" auch mit der Köln-Leipziger Straße Verbindung besaßen, ausschlaggebend gewesen sein".
Durch eine systematische Ausdehnungs-Erwerbspolitik entstand ein Territorium,
dass sich vom Taunus über den Westerwald bis zum Rhein erstreckte.
Bereits im 12. Jahrhundert hatten die Nassauer Grafen Beziehungen in den Niederlanden angeknüpft.
Graf Heinrich II, der Reiche, heiratete eine Geldernsche Grafentochter Mechthild (um 1221).
Festere Formen nahmen die Beziehungen an durch die Heirat Graf Otto II, der Stifter der Dillenburger Linie,
mit Adelheid der Tochter von Vianden (1331).
Belangreicher war die Heirat Graf Engelbrechts I mit Johanna, der reichen Erbtochter von Polanen, Gräfin von Breda (1403).
Durch ihre Besitzungen besaßen sie nun bedeutende Hoheitsrechte in den Niederlanden.
Durch Heirat Heinrich III von Nassau und Breda mit Claudia von Chalon
fällt auch das Fürstentum Oranien in Südfrankreich an das Haus Nassau.
Die Nassauer Gebiete, die östlich vom Mittelrhein und nördlich vom Main liegen,
sind nicht allein für die Niederländer interessant,
weil es das Stammland ihres Herrscherhauses ist, sondern reizvoll ist auch die Landschaft.
Die Lahn, die das ganze Gebiet durchströmt, die Sieg, die Dill und auch die Schelde mit ihrem malerischen Tal.
Auch die Dörfer, sowie die Städte, Siegen, Dillenburg, Herborn, Diez, Weilburg und Nassau
bieten landschaftlich und historisch einen interessanten Anblick.
Der Namen Nassau ist übernommen von dem Ort Nassau am linken Lahn-Ufer.
Gegenüber auf dem Berg stand ein Kastell, welches 915 erstmals in einer Urkunde des dt. Königs Konrad I erwähnt wird.
Um 1124 haben hier die Brüder Rupert und Arnold, Grafen von Laurenberg, die Burg Nassau erbaut,
nach der sie nunmehr ihren Namen führten.
Vorher nannten sich die Grafen von Nassau nach der Laurenburg,
die ihnen auch gehörte und in einiger Entfernung hinauf an der Lahn gelegen war.
Diese Burgen hatten eine große Bedeutung für den Aufbau der Territorialgewalt.
In der späteren Zeit hatte man sie nicht mehr so nötig und sind verfallen.
Übersicht der Regenten:
Dabei sollen auch zu Anfang die Namen der Laurenburg-Nassauer Vorfahren genannt werden.
Rechte der Vorfahren der Laurenburg-Nassauer Grafen lassen sich schon im 11. Jahrhundert im Siegerland fassen.
Ein Rupert, der uns um 1079/1082 als Mainzer Vogt im Siegerland begegenet,
ist mit einiger Sicherheit als Großvater väterlicherseits der Laurenburger Brüder (Rupert und Arnold) anzusprechen.
1 | Rupert, Graf zu Siegen | 1079 - 1089 |
2 | Dudo von Laurenburg | 1093 - 1117 |
3 | Rupert I von Laurenburg Regierte gemeinsam mit seinem Bruder Arnold I von Laurenburg |
1124 - 1152 1124 - 1148 |
Grafschaft Nassau
4 | Rupert II Regierte zunächst mit seinen Brüdern und Vettern Arnold II Walram I Nahm am Kreuzzug Barbarossas teil, wo er das Unglück hatte, bei einer Gesandtschaft nach Konstantinopel, in die Gefangenschaft des griechischen Kaisers zu geraten |
1154 - 1159 1151 - 1154 1167 - 1198 |
5 | Heinrich der II, gen. der Reiche Nahm am Kreuzzug Kaiser Friedrichs II teil, dem er jahrelang als Ratgeber dient. Regiert gemeinsam mit seinem Bruder Rupert IV der ab 1230 Deutschordensritter war |
1198 - 1247 |
Grafschaft Nassau, ottonische Linie
6 | Otto I und sein Bruder Walram II teilten acht Jahre nach dem Tode ihres Vaters Heinrich II den Besitz in eine ottonische und eine walramische Linie. Bei der Teilung erhielt Otto die Liegenschaften nördlich der Lahn. (König Adolf von Nassau 1292 - 1298 war ein Sohn Walram II) |
1247 - 1298 1252 - 1265 |
7 | Johann Herr zu Beilstein und zu Dillenburg, war ein Sohn Otto I |
1299 - 1328 |
8 | Heinrich I Herr zu Siegen Seit 1328 auch zu Dillenburg und Beilstein. Seine spätgeborenen Nachkommen waren von 1343 - 1561 Herren von Beilstein. |
1285 - 1343 |
9 | Otto II ältester Sohn von Heinrich I |
1343 - 1350 |
10 | Johann I Sohn Otto II, bis 1362 unter der Regentschaft seiner Mutter Adelheid von Vianden. Seine Söhne regierten gemeinschaftlich. |
1351 - 1416 |
11 | Johann II gen. Johann mit der Haube in Dillenburg Johann III zu Haiger Engelbert I zu Herborn Dessen Söhne regierten wiederum gemeinschaftlich. |
1401 - 1443 1401 - 1430 1401 - 1442 |
12 | Heinrich II in Dillenburg Johann IV in Herborn ab 1451 auch in Dillenburg |
1440 - 1451 1442 - 1475 |
13 | Johann V erhielt bei der Teilung des Jahres 1475 die deutschen Lande, während sein Bruder Engelbert II die niederländischen Besitzungen des Hauses erhielt. Sie waren beide Söhne von Johann IV |
1475 - 1516 1475 - 1504 |
Grafschaft Nassau-Dillenburg
14 | Wilhelm I Juliana zu Stolberg seine Frau Graf von Nassau-Dillenburg, genannt der Reiche. Ab 1520, als Aussicht auf eine günstige Beendigung des Erbstreites um das Ketzenelnbogische Erbe bestand, nannte er sich "Nassau-Katzenelnbogen". Sein ältester Sohn war Wilhelm I, (Erbe der niederländischen Besitzungen Oranien-Nassau) der 1584 als Statthalter der Niederlande in Delft ermordet wurde. |
1516 - 1559 |
15 | Johann VI Graf von Nassau-Dillenburg, gen. der Ältere Nach seinem Testament des Jahres 1597 teilten seine Söhne wie folgt: |
1559 - 1606 |
16 | Wilhelm Ludwig, Graf von Nassau-Dillenburg |
1606 - 1620 |
17 | Georg, Graf von Nassau Beilstein ab 1620 auch zu Dillenburg Johann VII, Graf zu Nassau-Siegen gen. der Mittlere Ernst Kasimir, Graf zu Nassau-Diez Johann Ludwig, Graf zu Nassau-Hadamar ab 1650 Reichsfürst |
1620 - 1623 1606 - 1623 1606 - 1632 1606 - 1653 |
Fürstentum Nassau-Dillenburg
18 | Ludwig Heinrich, Graf von Nassau-Dillenburg Sohn von Graf Georg. Im Jahre 1652 in den Fürstenstand erhoben. Erbaut die Jagdhäuser Ludwigsbronn und Katharinnenbronn (gen. Alt- und Neuhaus) |
1625 - 1662 |
19 | Heinrich, Fürst von Nassau-Dillenburg Ein Enkel von Ludwig Henrich. Sein Vater, der Erbprinz Georg Ludwig war bereits 1656 verstorben |
1662 - 1701 |
20 | Wilhelm, Fürst von Nassau-Dillenburg gen. der Gute oder Weise. Sohn von Fürst Heinrich Ihm folgte sein Bruder |
1701 - 1724 |
21 | Christian der letzte Fürst aus dem Hause Nassau-Dillenburg, das mit ihm ausstarb |
1724 - 1739 |
Fürstentum Oranien-Nassau
1 | Wilhelm IV Prinz von Oranien, Fürst von Oranien-Nassau. Erbstatthalter der Niederlande. Aus der Linie Nassau-Diez |
1739 - 1751 |
2 | Wilhelm V Sohn von Wilhelm IV, Prinz von Oranien, Fürst von Oranien-Nassau. Erbstatthalter der Niederlande. Von 1751 bis 1759 unter der Vormundschaft seiner Mutter Anna von Großbritannien, die in diesem Jahr starb. Ab da waren Vormund: Herzog Ludwig von Braunschweig für Holland und Herzog Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel für Oranien-Nassau. Unter diesem 1760 Vernichtung des Dillenburger Schlosses. |
1751 - 1806 |
3 | Wilhelm Friedrich Fürst von Oranien-Nassau. Als König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg Wilhelm der I von 1815-1840 |
1806 und 1813 - 1815 |
Großherzogtum Berg
1 | Joachim Murat Großherzog von Berg, Marschall von Frankreich Schwager Napoleons I |
29.07.1806 bis 15.07.1807 |
2 | Napoleon I Großherzog von Berg, Kaiser von Frankreich |
16.07.1807 bis 03.03.1809 |
3 | Napoleon Ludwig Großherzog von Berg, unter der Regenschaft seines Onkels Napoleon I |
04.03.1809 bis 05.11.1813 |
Fürstentum Oranien-Nassau und Königreich Preußen
1 | Wilhelm Friedrich, Fürst von Oranien-Nassau |
1813 - 1815 |
2 | Friedrich Wilhelm III, König von Preußen |
01.06. bis 26.07.1815 |
Herzogtum Nassau
1 | Friedrich August Herzog zu Nassau-Usingen Friedrich Wilhelm Herzog zu Nassau-Weilburg |
27.07.1815 bis 24.03.1815 27.07.1815 bis 08.01.1816 |
2 | Wilhelm, Herzog von Nassau Sohn des Herzogs Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg |
1816 - 1839 |
3 | Adolf, Herzog von Nassau Sohn von Herzog Wilhelm. Von 1890 bis 1905 Großherzog von Luxemburg |
1816 - 1866 |
Königreich Preußen
1 | Wilhelm I König von Preußen. Ab 1871 auch Kaiser von Deutschland. (Herzogtum Nassau z.T. ab dem 22.02.1867 preußische Provinz Hessen-Nassau) |
1866 - 1888 |
2 | Friedrich III König von Preußen, Kaiser von Deutschland (1888 "Dreikaiserjahr") |
09.03.1888 bis 15.06.1888 |
3 | Wilhelm II König von Preußen, Kaiser von Deutschland |
1888 - 1918 |
Weimarer Republik
Deutsches Reich-Weimarer RepublikWeimarer Republik 1920 - 1933
|
Drittes Reich
1 | Am 30. Januar 1933 Machtübernahme durch Adolf Hitler (NSDAP). Nach der Eingliederung Österreichs am 13.03.1938 "Großdeutsches Reich". Darin Provinz Hessen-Nassau, ab dem 01.04.1944 Provinz Nassau. |
Nach dem Zweiten Weltkrieg
1 | Nach der Kapitulation am 07. und 08. Mai 1945 Besetzung Deutschlands durch die Amerikaner, Engländer, Franzosen und Russen. Schaffung von vier Besatzungszonen unter einem Allierten Kontrollrat. Die Proklamation Nr. 2 der amerikanischen Besatzungsmacht vom 19.09.1945 begründete die Länder Bayern, Württemberg-Baden und Großhessen neu. Großhessen wurde am 16. Oktober 1945 konstituiert und nahm mit der Verfassung, die am 1. Dezember 1946 in Kraft gesetzt wurde, die Bezeichnung "Land Hessen" an. Landeshauptstadt ist Wiesbaden. Der erste gewählte Ministerpräsident in 1946 war Christian Stock (SPD). | |
2 | Am 07.09.1949 Konstituierung der Bundesrepublik Deutschland. Ab dem 05.05.1955 souveräner Bundesstaat mit 11 Ländern, darunter das Land Hessen. (Am 07.10.1949 Gründung der "Deutschen Demokratischen Republik"). |
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3 | Am 03.10.1990 Wiederverereinigung der beiden deutschen Staaten. Beitritt der DDR. Berlin wird Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. |
Literatur:
E. Becker "Schloß und Stadt Dillenburg"
N. Japikse "Die Oranier"
A.W. Brück "Chronik Niederscheld"