Geschichte aus der Neugasse
(auch "Preisestrasse" genannt in Niederscheld)
Re. das Haus Breidenstein mit der dazugehörigen Nagelschmiede (genannt Stolls Schidde)
Die alte Nagelschmiede in der Neugasse war zeitweise an einen Meister Göbel verpachtet.
Anfang der dreißiger Jahre wurde diese Nagelschmiede bei einer Dorfverschönerungsaktion abgerissen und das Wohnhaus 1937,
nach Übernahme von Albert Breidenstein, umgebaut.
Der Amboss der Schmiede wurde in den fünfziger Jahren von Albert Breidenstein an einen Altwarenhändler verkauft.
Das dazugehörige Werkzeug ist bei den Aufräumarbeiten nach 1945 abhanden gekommen.
Die Nagelschmiede war im 18. und 19 Jahrhundert ein wichtiges Gewerbe für die Bürger des Ortes Niederscheld.
Ein geringer Teil der Produktion der Adolfshütte wurde von zahlreichen Nagelschmieden des Dorfes zu Schuhnägeln verarbeitet.
Die letzten Nagelschmieden sind erst Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Dorfbild verschwunden, da mittlerweile Fabriknägel eingesetzt wurden.
Ein in Niederscheld noch bekanntes Gedicht gibt Zeugnis über den ausgestorbenen Handwerkszweig.
Der Nagelschmied ist auch ein Mann,
den keiner gut entbehren kann.
Er macht für Stiefel und für Schuh,
die Nägel ohne rast und Ruh.
Er ist fürwahr ein armer Tropf,
er trifft den Nagel auf den Kopf.
Das Haus Breidenstein wurde mit der Nagelschmiede im 18. Jahrhundert im Fachwerkstil erbaut
und ist nach dem Umbau nur teilweise in seiner Substanz unter dem Putz erhalten.
Das Gebälk des ehemaligen Vorhäuschens sowie die einstige zweiflüglige Haustüre,
das Oberteil war aus Glas, waren aus dem Abbruch des Jagdhauses "Ludwigsbronn" oder auch "Althaus" genannt bei Burg-Uckersdorf,
und zwar zur Zeit, als die Kanzel und Kirchengestühl der Hofkapelle 1758 an die Gemeinde Niederscheld verkauft worden ist.
Der Abbruch des Jagdhauses und der Wirtschaftsgebäude erfolgte in Etappen zwischen 1750 und 1804.
Den alten Niederscheldern Bürgern ist das Wohnhaus auch als "Stoll-Haus" bekannt.
Die Neugasse ab der Kirche wird noch heute von den Urscheldern auch Preisestraße genannt,
da im 18. und 19. Jahrhundert vorrangig die Schelder Familie Preis und deren Nachkommen dort ansässig waren.
Die Doppelhaushälfte (jetzt Haus Krisse) war vor dem 2. Weltkrieg die Scheune von Karl Hofmann,
Altbürgermeister (genannt Preise Karl, auch ein Nachfahre der Preisesippe)
Da er bei dem großen Bombenangriff auf Niederscheld im Februar 1945 sein Wohnhaus in der Neugasse verlor,
(dieses war ein Doppelhaus mit Gustav Preis, - dort steht jetzt das Haus Göbel-)
baute er seine Scheune als Wohnhaus um.
Das Haus Breidenstein war eines der wenigen Häuser um die Kirche, welches den Bombenangriff 1945 überstand und kein Volltreffer abbekam.
Die Besitzer und Bewohner des Anwesens in Familienfolge:
- Johann Jost Preiß (oder auch Preuß), -wahrscheinlich der Bauherr-
- Johann Peter Preiß, gest. 13.08.1801 im Alter von 44 Jahren
- Johann Heinrich Preis III, gest. 03.09.1862
- Louise Stoll, geb. Preis* und Ehemann Johann August Stoll, Meister auf der Isabellenhütte, Kirchenvorsteher, gest. 22.05.1897
- Charlotte Müller, geb. Stoll und Wilhelm Müller, gest. 13.07.1913
- Auguste Breidenstein, geb. Müller und Alexander Breidenstein, gest. 13.09.1906
- Albert Breidenstein (Hausname Stolls Albert), gest. 17.03.1975 und Ehefrau Lina Breidenstein, geb. Adam
- Günter Breidenstein Bäckerei, gest. 08.10.1975 und Ehefrau Heidemarie Breidenstein, geb. Sänger
Zur Zeit betreibt H. Breidenstein in dem Wohnhaus, jetzt Neugasse 44, ein Geschenkartikellädchen und ein Waschexpress.
*Onkel und Brüder von Louise Stoll, geb. Preis bauten sich auf ihren geerbten Grundstücken
oberhalb des Stammhauses und in der Nähe der Kirche ihre neuen Wohnhäuser.
So entstand für diese Wohngegend der Straßenname "Preisestraße".